„Muna-Gelände“: Bulle „Shakal“ macht die Wisent-Herde komplett

26.05.2020

Wisent-Bulle „Shakal“ macht die Herde auf dem „Muna“-Gelände komplett. Die Tiere gewöhnen sich nun in Ruhe ein und können in Zukunft auch von Besucher/innen beobachtet werden. Derzeit ist dies von außen noch nicht möglich. Foto: Christoph Göbel

Mit der Ankunft des Bullen „Shakal“ ist die neunköpfige, seit Anfang Mai auf dem Gelände der ehemaligen Munitionsanstalt „Muna“ lebende Wisent-Herde in Münster (Hessen) nun komplett. Die Tiere sind Teil eines für das Rhein-Main-Gebiet einzigartigen Naturschutzprojekts, das der Bundesforstbetrieb Schwarzenborn der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) gemeinsam mit der Gemeinde Münster und der Deutschen Bahn umsetzt. Naturbegeisterte Besucher/innen müssen sich jedoch noch ein wenig gedulden: Die Tiere können derzeit noch nicht beobachtet werden. Ein naturpädagogisches Erlebniszentrum samt Aussichtsplattform ist in Planung.

Nach über zehnjähriger Planung und Vorbereitung konnte das Naturschutzprojekt auf dem Gelände der ehemaligen Munitionsanstalt „Muna“ in Münster (Hessen) Anfang Mai erfolgreich starten: Wie bereits berichtet, bezogen acht Wisent-Kühe ihr neues Zuhause. Vor wenigen Tagen ist mit Bulle „Shakal“ ein weiteres Mitglied hinzugekommen und die Herde ist nun komplett. Mit knapp einer Tonne Gewicht ist der aus dem Wisentpark Kropp in Schleswig-Holstein kommende siebenjährige Bulle ein echtes Schwergewicht und gleichzeitig eine imposante Erscheinung. Die acht Kühe im Alter zwischen zwei und sieben Jahren kamen aus den Wisentgehegen Hardehausen, Springe und Usedom.

Für den Anfang lebt die Herde nun in einem sieben Hektar großen Eingewöhnungsgatter. Christoph Goebel, Leiter des Bundesforstbetriebes Schwarzenborn, erklärt die Vorgehensweise: „Hier dürfen sich die Tiere erst einmal kennenlernen und zu einer Herde zusammenfinden.“ Ziel ist die Beweidung der gesamten Fläche – das sind 250 Hektar. „Wenn alles planmäßig verläuft, dürfen die Tiere mit Herbstbeginn die ganze Fläche der Muna für sich erkunden!“ freut sich Goebel. Neben den Wisenten wird dann ebenfalls eine kleine Herde Przewalskipferde das Projekt bereichern.

Der Natur freien Lauf lassen

Das insgesamt rund 260 Hektar große Areal westlich der Gemeinde Münster (Hessen) wurde seit den 1930er Jahren als Munitionsanstalt genutzt, zuletzt durch die US-Army bis ins Jahr 1994. Nach Abzug der Amerikaner und Rückgabe des Depots an die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) konnte sich innerhalb der umzäunten Liegenschaft die Natur ungestört entwickeln.
Der Bundesforstbetrieb Schwarzenborn hat die Biotopausstattung und das Potenzial der Fläche früh erkannt. Seit 2009 entwickelten die Förster gemeinsam mit den Behörden des Landkreises ein Projekt, das Artenschutz mit der militärischen Vorprägung der Fläche verbindet.

Mit den ursprünglich in unseren Wäldern heimischen Waldrindern und Wildpferden soll sich das Gelände künftig zum Hotspot der Artenvielfalt entwickeln können. Die großen Pflanzenfresser gestalten die Landschaft behutsam um. Dabei spielen Lieblingsplätze und Wanderrouten der Tiere genauso eine wichtige Rolle wie Weideflächen an Wegeböschungen und in Sumpfbereichen. So können sich störungsempfindliche Arten dort künftig noch wohler fühlen.

Besucherzentrum ermöglicht künftig Einblicke

Ein Teil des Geländes wird künftig für Besucher/innen zugänglich sein, erläutert Anna Wojtusch, Projektmanagerin bei der Gemeinde Münster: „Mit einem Museum, naturpädagogischen Angeboten sowie einer Aussichtsplattform zur Beobachtung der Tiere tragen wir sowohl der historischen als auch der naturgeschichtlichen Bedeutung dieses besonderen Ortes Rechnung und geben den Besucher/innen künftig Einblicke in eine verborgene Welt, in der sich die Natur jahrzehntelang frei entfalten konnte.“ Bis dahin ist noch etwas Geduld gefragt: Derzeit ist das eingezäunte „Muna“-Areal für die Öffentlichkeit nicht zugänglich.

Die Deutsche Bahn unterstützt die Renaturierungsmaßnahmen und das Wisent-Projekt auf dem Gelände mit rund fünf Millionen Euro: Es dient als eine von vielen Ausgleichsmaßnahmen im Zuge der ICE-Neubaustrecke Frankfurt-Mannheim und der Nordmainischen S-Bahn. Die Deutsche Bahn setzt damit ein klares Zeichen für den Artenschutz. Der Landkreis und Kommune unterstützen das Vorhaben durch Kooperationen im Bereich Brandschutz und Gefahrenabwehr. Eine Brandschneise auf kommunalem Grund soll künftig das Übertreten von Feuer in die „Muna“ von außen (und umgekehrt) verhindern, um das Projekt und die umgreifenden Flächen zu schützen.

Bildunterschrift: Wisent-Bulle „Shakal“ macht die Herde auf dem „Muna“-Gelände komplett. Die Tiere gewöhnen sich nun in Ruhe ein und können in Zukunft auch von Besucher/innen beobachtet werden. Derzeit ist dies von außen noch nicht möglich. Foto: Christoph Göbel