Multiresistente Keime in der Gersprenz: Münsterer Kläranlage wird „ausgezeichnete“ Arbeit bescheinigt

15.10.2019

- Kategorien: Kläranlage,
Kläranlagen-Mitarbeiter Ahmed El Makhtari (links) erläutert Bürgermeister Gerald Frank die Reinigungsverfahren in der Kläranlage Münster. Technisch ist das Klärwerk stets am Puls der Zeit. Foto: GM/Meike Mittmeyer-Riehl

Vor Kurzem hat die Nachricht, dass in vielen deutschen Gewässern – so auch in der Gersprenz – multiresistente Erreger nachweisbar sind, für Verunsicherung gesorgt. Als mögliche Quelle der Keime können auch Kläranlagen infrage kommen. Bürgermeister Gerald Frank hatte deshalb umgehend die zuständige Wasserschutzbeauftragte um eine Einschätzung der Situation in Münster gebeten. Der Befund bescheinigt der Münsterer Kläranlage eine „ausgezeichnete Ablaufqualität“ des Wassers.

Multiresistente Keime, gegen die die meisten üblichen Antibiotika nicht mehr wirken, werden zu einem immer größeren Problem. Der in den letzten Jahren stark gestiegene Einsatz von Antibiotika in der Medizin, aber etwa auch in der Massentierhaltung befeuert diesen negativen Kreislauf. Zwar stellen die Erreger für Gesunde in der Regel keine akute Gefahr dar. Anders sieht das allerdings bei kranken, verletzten oder immungeschwächten Menschen aus. Auch in der Gersprenz konnten bei einer Wasserprobe in Dieburg multiresistente Keime nachgewiesen werden, berichtete kürzlich der Hessische Rundfunk und schreckte damit natürlich vor allem alle Gersprenz-Anrainer auf.

Bürgermeister Gerald Frank hat die für Münster zuständige Wasserschutzbeauftragte der Odenwälder Wasser- und Abwasser-GmbH daher sofort um eine Stellungnahme zur Situation in der Gemeinde gebeten. Darin bescheinigt sie dem Münsterer Klärwerk eine „Ablaufqualität im Rahmen der bisher geltenden gesetzlichen Anforderungen, die als ausgezeichnet zu beurteilen ist.“

Keine Gefährdung des Trinkwassers

Zwar lässt sich generell nie ganz ausschließen, dass Keime über das Abwasser von Kläranlagen in Flüsse gelangen. Aktuell gibt es noch kein standardisiertes Verfahren, um die Bakterien zuverlässig aus dem Wasser zu filtern. Auch gesetzliche Vorgaben zur Überprüfung des Abwassers auf multiresistente Keime gibt es bislang nicht. Da das uns zur Verfügung stehende Trinkwasser jedoch nicht dem Oberflächenwasser entnommen wird, sondern aus aufgereinigtem Grundwasser besteht, werden Keime beim Durchlaufen der verschiedenen Bodenschichten größtenteils entfernt – auch multiresistente Erreger und Antibiotika-Resistenzgene. Das betont auch die Gewässerschutzbeauftragte: „Eine Gefährdung des Trinkwassers ist bei Einhaltung der allgemein anerkannten Regeln der Technik nicht zu erwarten.“

Münsters Kläranlage hält sich aber nicht nur vorbildlich an alle bislang geltenden gesetzlichen Vorgaben, sondern geht auch schon einige Schritte weiter. Vor Kurzem hat ein Student der TU-Darmstadt seine Abschlussarbeit über das Klärwerk Münster geschrieben. Dabei ging es unter anderem auch um innovative Verfahren zur Beseitigung von Viren, Bakterien und Antibiotikarückständen mittels Ozon. Die Erkenntnisse können dazu beitragen, Münster zu einem Vorreiter der Abwasseraufbereitung zu machen. „Das Münsterer Klärwerk ist technisch stets am Puls der Zeit und ein Forschungslabor für neue, innovative Reinigungsverfahren“, betont Bürgermeister Gerald Frank. „Unser hochqualifiziertes Team stellt zu jeder Zeit sicher, dass wir uns um die Qualität unseres Trinkwassers keine Sorgen machen müssen.“

Keine Medikamente in die Toilette!

Allerdings kann die Kläranlage allein nicht die Welt retten – jeder einzelne von uns kann mit dazu beitragen, dass wir auch morgen noch sauberes, sicheres Wasser aus dem Wasserhahn trinken können. Antibiotika sollten nur wenn unbedingt nötig eingenommen werden. Sie wirken ohnehin nur bei bakteriell verursachten Erkrankungen, nicht bei viralen Infekten. „Oft landen alle möglichen Medikamente in der Toilette“, berichtet Mitarbeiter Ahmed El Makhtari. Die darin enthaltenen Wirkstoffe verunreinigen das Wasser, sind nur schwer herauszufiltern und können für Wasserlebewesen eine echte Bedrohung darstellen. Auch Lebensmittelreste, Speiseöl, Feuchttücher, Windeln, Damenhygieneartikel und sonstige Gegenstände gehören im Übrigen nicht ins Klo.

Bildunterschrift: Kläranlagen-Mitarbeiter Ahmed El Makhtari (links) erläutert Bürgermeister Gerald Frank die Reinigungsverfahren in der Kläranlage Münster. Technisch ist das Klärwerk stets am Puls der Zeit. Foto: GM/Meike Mittmeyer-Riehl