In der Region häufen sich besonders dreiste Fälle von Telefonbetrug, wie das Polizeipräsidium Südhessen nun warnt: Trickbetrüger geben sich am Telefon als Polizisten oder andere Amtspersonen aus, um vor allem Ältere dazu zu bringen, Wertsachen oder Geld herauszugeben. Das Perfide dabei: Die Kriminellen nutzen oft eine spezielle Technik, die auf der Nummernanzeige des Telefons die 110 oder andere offizielle Rufnummern erscheinen lässt. Auch in Münster haben es die Betrüger schon versucht.
Unter Vorwänden, etwa, dass die Polizei angeblich Hinweise auf einen geplanten Einbruch habe, gelingt es den Betrügern immer wieder, ihren Opfern glaubwürdig zu vermitteln, dass ihr Geld und ihre sonstigen Wertsachen zu Hause nicht sicher seien. Sie behaupten etwa, ein Polizist in Zivil werde vorbeikommen, um das gesamte Geld und sämtliche Wertsachen „in Sicherheit“ zu bringen.
Ein anderer Vorwand ist, dass die Ersparnisse auf Falschgeld überprüft beziehungsweise Spuren gesichert werden müssten. Ein Polizist komme vorbei und werde Geld beziehungsweise Wertsachen abholen. All das ist natürlich Quatsch: Die Polizei würde niemals einfach so die Herausgabe von Geld oder Wertsachen verlangen. Auch würde sie nie unter der Notrufnummer 110 bei Bürgern anrufen.
Betrüger-Anrufe auch in Münster
Dass es die Betrüger mit ihrer perfiden Masche auch in Münster versuchen, hat Gemeindevorstands-Mitglied Ernst Soer erlebt. Mehrere Male entdeckte er auf seinem Telefon verpasste Anrufe von der Nummer „06071 – 110“. Bei einem der Anrufe war er zu Hause und hob ab. Der Gegenüber legte allerdings sofort auf. „Wahrscheinlich, weil ich mich immer recht schwungvoll melde und vielleicht nicht alt genug klang“, vermutet der fitte 70-Jährige. In seinem Fall blieben die Betrüger also erfolglos. In anderen Fällen leider nicht.
Die Polizei berichtet auch von folgenden Situationen: Unter dem Hinweis, die Bankmitarbeiter der örtliche Bank seien korrupt, forderten Anrufer ihre Opfer dazu auf, sämtliche Bankdepots zu leeren und einem Unbekannten, der sich als Polizist ausgibt, zu übergeben. Andere Betrugsopfer wurden von der falschen Polizei dazu aufgefordert, per Western Union Geld ins Ausland zu überweisen, damit eine angebliche Betrügerbande festgenommen werden könne.
Besonders dreiste Täter gaben sich auch schon als Mitarbeiter des Bundeskriminalamts in „hochgeheimer Mission“ aus. Dabei scheuten sich die Betrüger auch nicht, gefälschte Verpflichtungserklärungen zum Beispiel eines „informellen Mitarbeiters des Bundeskriminalamts“ oder ähnliche Anschein-Dokumente zu verwenden, um ihr Opfer zu täuschen. Wie Sie sich vor solchen Betrugsmaschen schützen können, erfahren Sie hier:
Tipps der Polizei – so schützen Sie sich
- Die Polizei wird Sie niemals um Geldbeträge bitten oder dazu auffordern, Geld oder Wertsachen herauszugeben
- Die Polizei ruft Sie niemals unter der Polizeinotruf-Nummer 110 an. Das tun nur Betrüger. Sind Sie sich unsicher, wählen Sie die Nummer 110. Benutzen Sie dabei aber nicht die Rückruftaste, da Sie sonst möglicherweise wieder bei den Betrügern landen, sondern wählen Sie die Nummer selbst.
- Sie können sich aber auch an das örtliche Polizeirevier Dieburg unter Telefon 06071 96560 wenden. Erzählen Sie den Beamten von den Anrufen. Am besten ist, wenn Sie die Nummer Ihrer örtlichen Polizeibehörde sowie die Notrufnummer 110 griffbereit am Telefon haben, damit Sie sie im Zweifelsfall selber wählen können.
- Geben Sie am Telefon keine Auskunft über Ihre persönlichen und finanziellen Verhältnisse oder andere sensible Daten.
- Lassen Sie sich am Telefon nicht unter Druck setzen. Geben Sie Betrügern keine Chance, legen Sie einfach den Hörer auf. Nur so werden Sie Betrüger los.
- Öffnen Sie unbekannten Personen nicht die Tür.
- Ziehen Sie gegebenenfalls eine Vertrauensperson hinzu, zum Beispiel Nachbarn oder nahe Verwandte.
- Übergeben Sie unbekannten Personen kein Geld oder Wertsachen.
Kontakt
Glauben Sie, Opfer eines Betrugs geworden zu sein? Wenden Sie sich sofort an die örtliche Polizeidienststelle in Dieburg unter Telefon 06071 96560 und erstatten Sie Anzeige. Weitere Informationen finden Sie auch unter: www.polizei-beratung.de.
Bildunterschrift: Bei Gemeindevorstands-Mitglied Ernst Soer hat mehrfach ein Unbekannter mit der Nummer „06071-110“ versucht, anzurufen. Foto: GM/Ernst Soer