Zur Rettung der Schwimmbäder: Kreis-Bürgermeister überreichen Positionspapier
01.12.2020
Seit Sommer 2019 ist das Münsterer Hallenbad geschlossen. Aufgrund gravierender technischer Sicherheitsmängel konnte es damals nach den Sommerferien nicht wieder geöffnet werden. Seitdem kämpft die Gemeinde Münster um die Rettung des Bades. Dafür braucht es allerdings jede Menge Geld, denn die finanziellen Belastungen für die „Schwimmbad-Kommunen“ sind immens.
Mit diesem Schicksal steht Münster nicht allein da: Von den 23 Kommunen im Landkreis Darmstadt-Dieburg betreiben 14 insgesamt 10 Freibäder und 6 Hallenbäder, von denen aktuell die in Münster und Pfungstadt geschlossen sind. In diesen 14 Kommunen leben insgesamt 229.000 Menschen. Die laufenden Betriebskosten, die diese Bäder verursachen, summieren sich auf jährlich rund sieben Millionen Euro. Abzüglich der zwei Millionen Euro an durchschnittlichen Erträgen (Eintrittsgeldern) bedeutet dies für die betroffenen Kommunen einen jährlichen Zuschussbedarf von fünf Millionen Euro, umgerechnet auf die Gesamt-Einwohnerzahl sind das 24,50 Euro pro Person im Jahr. Diese „Schwimmbad-Kommunen“ tätigten in den letzten zehn Jahren zudem rund 30 Millionen Euro an Investitionen in ihre Bäder.
Münster hat Arbeitsgruppe ins Leben gerufen
Auf Dauer ist diese Belastung kaum noch tragbar, zumal das Schwimmenlernen ein gesamtgesellschaftlicher Bildungsauftrag ist, insbesondere in Zeiten, in denen immer mehr Kinder nicht mehr richtig schwimmen können. Die Kommunen sind daher dringend auf eine höhere Förderung des Landes Hessen angewiesen, um diesem Auftrag auch in Zukunft gerecht zu werden. Münster ist nach der Schließung des Hallenbades sofort aktiv geworden und hat, damals noch auf Initiative des früheren Bürgermeisters Gerald Frank, die Arbeitsgruppe Schwimmbäder der Bürgermeisterkreisversammlung ins Leben gerufen. Der neue Bürgermeister Joachim Schledt hat nahtlos daran angeknüpft und setzt sich weiter vehement für den Erhalt des Münsterer Hallenbades ein.
Am vergangenen Montag hat sich die Arbeitsgruppe im geschlossenen Pfungstädter Bad getroffen und den Landtagsabgeordneten von CDU, SPD und Bündnis 90/Die Grünen des Wahlkreises ein Positionspapier übergeben. „Es ist mehr als deutlich geworden, dass die Kommunen mit dem Betrieb von Bädern finanziell überfordert sind und ganz klar mehr Unterstützung durch das Land brauchen. Das Bereitstellen einer Infrastruktur, die Schwimmen ermöglicht, ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe“, hob Joachim Schledt dabei hervor.
Im Fokus der Forderungen dieses Positionspapieres stehen zwei Punkte:
1. Eine langfristige Unterstützung durch das Land, insbesondere hinsichtlich der permanent anfallenden Betriebskosten der Bäder. Die Vertreter der Kommunen sprechen hier von mindestens zwei Euro Landeszuschuss pro Badesucher/in.
2. Eine spürbare Erhöhung der Investitionszuschüsse des Landes. Bisher fördert das Land mit jährlich insgesamt zehn Millionen Euro alle Bäder. Dies bedeutet im Durchschnitt 1,60 Euro im Jahr pro Hessin oder Hesse – angesichts der dargestellten Kosten, welche die Kommunen tragen, entschieden zu wenig.
Die Belastungen sind nach Meinung der Bürgermeister extrem ungleich verteilt. Die Landtagsabgeordneten von B90/Die Grünen, CDU und SPD sicherten zu, diese Punkte mit in die Landeshauptstadt zu nehmen und kündigten eine Unterstützung der Forderungen an. Noch während des konstruktiven Austausches zwischen kommunaler und Landesebene kam es zu ersten Ideen, die nun in Wiesbaden besprochen werden sollen.
Bildunterschrift: Insgesamt sieben Bürgermeister des Landkreises Darmstadt-Dieburg trafen sich im ehemaligen Pfungstädter Schwimmbad und übergaben den Landtagsabgeordneten Heike Hofmann (SPD, Landtagsvizepräsidentin) und Thorsten Leveringhaus (Die Grünen) das Positions- und Forderungspapier (Nicht auf dem Foto: Bijan Kaffenberger, SPD und Manfred Pentz, CDU). Foto: GM/Sandra Schröbel