„Second-Hand-Bauteile“ schonen Klima und Geldbeutel – Einladung zum Runden Tisch
15.11.2022
Explodierende Preise für Rohstoffe und Lieferengpässe bei vielen Materialien bekommen derzeit alle schmerzhaft zu spüren, die renovieren oder bauen. Das Prinzip Second Hand – im Bekleidungs-Bereich längst etabliert – ist im Bausektor derzeit noch ein ziemlich exotischer Ansatz. Dabei eignen sich viele Bauteile, die auf dem Müll landen, noch bestens für ein „zweites Leben“. Dafür ist ein Umdenken aller Beteiligten nötig, vom Planungs- und Architekturbüro über kommunale Verwaltungen und das Handwerk bis hin zu Immobilieneigentümer*innen.
Aller Anfang ist schwer, doch die ersten Schritte sind bereits getan: Der „Bauteilkreisel Darmstadt-Dieburg“ ist nicht nur eine der deutschlandweit ersten, bereits aktiven Online-Börsen für die Wiederverwendung von Baumaterial, sondern gibt auch wertvolle Tipps und Anwendungsbeispiele für den Wandlungsprozess, der allmählich ins Rollen kommt.
Schlechte Klimabilanz des Bausektors
Angesichts von Energiekrise und Klimawandel ist der auch dringend nötig, denn die Baubranche hat eine der schlechtesten CO2-Bilanzen und ist eine der größten Müllschleudern überhaupt: Sie ist für etwa 55 Prozent (!) des gesamten deutschen Abfallaufkommens verantwortlich, weltweit gehen zudem etwa 11 Prozent aller CO2-Emissionen auf den Bausektor zurück. Beim Abbruch eines Gebäudes werden kostbare Ressourcen vernichtet, die zuvor unter hohem Energie- und Materialverbrauch und zulasten der Umwelt aufwendig produziert wurden.
Ob Türen, Fenster, Holzbalken oder Steine – für viele gut erhaltene Gegenstände heißt es bei Renovierung oder Abbruch: Endstation Deponie. Das ist eine nicht nachhaltige Einbahnstraßen-Lösung, von der wir uns verabschieden müssen – und zwar zugunsten eines „Kreisverkehrs“: Wenn gut erhaltene Materialien einem Kreislauf zugeführt werden und dort ankommen, wo sie gebraucht werden, schont das Energie, Ressourcen, Geldbeutel und auch Nerven, denn man macht sich auf lange Sicht unabhängiger von fragilen, internationalen Lieferketten. Das Bindeglied zwischen demjenigen, der Material loswerden möchte und demjenigen, der genau dieses Material sucht, ist der „Bauteilkreisel Darmstadt-Dieburg“.
Die Revolution im Bausektor hat gerade erst begonnen und birgt riesiges Potenzial. Alle Interessenten, egal ob Bauherr*in, Handwerksbetrieb, Ingenieurbüro oder Industrie, sind herzlich eingeladen, ihre Ideen und ihr Know How beizusteuern und sich selbst neue Anregungen für die kreative Wiederverwendung von Baumaterial zu holen. Und irgendwann sind gebrauchte Baustoffe genauso selbstverständlich wie ein T-Shirt aus dem Second-Hand-Laden nebenan.
Einladung zum Runden Tisch
Wer Interesse hat sich einzubringen, ist herzlich zum Runden Tisch der Bauteilwiederverwendung eingeladen. Das erste Treffen findet am Mittwoch, den 23.11.2022, um 17 Uhr im Kreishaus Dieburg (Albinistraße 23, 64807 Dieburg), Raum 1108 (Bauteil 1, EG), statt. Eine Anmeldung ist über https://bit.ly/3UnhOVS möglich. Bei Rückfragen steht der Projektkoordinator Raphael Bretscher (kontakt@wiebauin.de) gerne zur Verfügung.
Der Bauteilkreisel Darmstadt-Dieburg mit vielen Anregungen und Tipps für kreative Second-Hand-Bauprojekte ist unter www.bauteilkreisel-dadi.de zu finden. Der Bauteilkreisel ist aus dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projekt „Wiederverwendung von Baumaterialien innovativ“ („WieBauin“) hervorgegangen. Kooperationspartner sind die Technische Universität Darmstadt, die Gemeinden Münster (Hessen) und Otzberg, der Landkreis Darmstadt Dieburg, die Stadt Darmstadt und das Institut für kommunale Geoinformationssysteme IKGIS e.V. (MMR)
Bildunterschrift: Beim Abriss von Gebäuden landet viel Müll auf der Deponie. Dabei könnten viele Bauteile noch genutzt werden. Foto: Pixabay