Projekt „WieBauIn“: Altheimer Fachwerkhaus fließt in Forschungsarbeit mit ein
08.10.2019
Der Bausektor ist einer der ressourcenintensivsten Wirtschaftszweige überhaupt. Die benötigten Rohstoffe werden aufwändig gewonnen und zu Bauteilen verarbeitet, um dann am Ende ihres Lebenszyklus auf einer Deponie zu landen. Dabei könnten viele dieser Materialien wie Türen, Fenster, Holzbalken oder Ziegel wiederverwendet werden. Ob und unter welchen Voraussetzungen solch eine Kreislaufwirtschaft realistisch umsetzbar ist, will das Forschungsprojekt „WieBauIn“ („Wiederverwendung von Baumaterialien innovativ“) herausfinden. Es ist eine Kooperation zwischen der Gemeinde Münster mit der Technischen Universität Darmstadt, der Stadt Darmstadt, dem Landkreis Darmstadt-Dieburg sowie der Gemeinde Otzberg.
Haus wurde 1750 erbaut
Der Startschuss für das Projekt fiel Anfang dieses Jahres, seither liegt der Fokus vor allem darauf, Daten zu erheben, um eine wissenschaftliche Grundlage zu schaffen. Das funktioniert nicht ohne passende Anschauungsbeispiele. Dafür hatte die TU Darmstadt Eigentümer von alten Wohngebäuden, Scheunen oder Ställen gesucht, die mit einer Begehung einverstanden sind. Bei Familie Neff in Altheim wurden die Forscher fündig. Ihr Fachwerkhaus in der Kirchstraße wurde um das Jahr 1750 gebaut. Die TU-Mitarbeiter machten sich einen Eindruck von den Balken im Innern, der Dachkonstruktion und dem Keller, in dem sogar noch die original Lehmbauweise aus der Zeit seiner Errichtung deutlich erkennbar war.
Die dort erhobenen Daten helfen dabei, zu erfassen, in welchem Zustand Bauteile dieses Alters sind und ob eine Wiederverwendung in Neubauten prinzipiell überhaupt möglich wäre. Auf dem Grundstück der Neffs stand früher übrigens auch eine alte Scheune, die 1988 abgebaut und später im Freilichtmuseum Hessenpark wiedererrichtet wurde – der Seniorenausflug der Gemeinde Münster führte im Sommer dorthin.
Am Ende von „WieBauIn“ soll nach Möglichkeit ein Konzept stehen, das die Wiederverwendung von Baumaterialien im Zusammenspiel mit allen Akteuren aus Politik, Wirtschaft und Bevölkerung möglich macht und als Vorbild für andere Regionen dienen kann.
Bildunterschrift: Maximilian Guntrum, Nourdin Labidi und Claire Cantzler (von links) haben im Rahmen des Forschungsprojekts „WieBauIn“ das Fachwerkhaus der Familie Neff in Altheim in Augenschein genommen. Die Daten fließen in die Forschung ein, deren Ziel es ist, gut erhaltene Baumaterialien künftig einer Kreislaufwirtschaft zuzuführen statt sie zu entsorgen. Foto: GM/Meike Mittmeyer-Riehl