Münsters Kläranlage wächst und wird effizienter

28.03.2023

- Kategorien: Kläranlage,
Bürgermeister Joachim Schledt, Kläranlagen-Leiter Ahmed El Makhtari und sein Stellvertreter Wolfgang Kleinheinz (v.l.) am Belebungsbecken, im Hintergrund ist das Betriebsgebäude zu sehen, an dem bald die Arbeiten beginnen. Foto: GM/Meike Mittmeyer-Riehl

In diesem Frühjahr beginnen an der Münsterer Kläranlage umfassende Arbeiten zur Sanierung und Aufstockung des Betriebsgebäudes, das noch aus den Anfangszeiten 1987 stammt und viel zu klein geworden ist. Die Modernisierung ist ein weiterer wichtiger Schritt, um Energiekosten zu senken, denn die Kläranlage ist Münsters größter Stromfresser. Die Einsparungen machen sich auch für jeden spürbar an den Abwassergebühren bemerkbar.

Es ist für uns selbstverständlich, dass jederzeit frisches Wasser aus dem Hahn kommt und die Klospülung alle Hinterlassenschaften verschwinden lässt. Kaum jemand macht sich im Alltag Gedanken über das komplexe unterirdische Netzwerk, das den Ort wie ein Adersystem durchzieht. Und beim Vorbeigehen an der Kläranlage rümpft manch einer eher die Nase. Dabei ist die Kläranlage die vielleicht wichtigste Einrichtung einer Kommune überhaupt. Oder wie es Bürgermeister Joachim Schledt formuliert: „Die Kläranlage ist das Herzstück von Münster, ohne sie funktioniert gar nichts.“

In den Klärbecken hat sich schon viel getan

Seit 1987 befindet sich die Kläranlage an ihrem heutigen Standort. Seither ist Münster stark gewachsen, dadurch ist auch die Auslastung der Anlage stetig gestiegen. Klärtechnisch hat sie mit den neuesten Entwicklungen stets Schritt gehalten, wurde laufend modernisiert und dabei immer effizienter. Erst 2021 etwa ist das Belebungsbecken mit einem neuen Belüftungssystem ausgestattet worden.

Im Belebungsbecken wird das Abwasser nach der Entfernung grober Verunreinigungen biologisch gereinigt. Dabei ernähren sich Mikroorganismen von den Nährstoffen, die noch im Wasser vorhanden sind. Dafür muss Sauerstoff in das Becken gepumpt werden – und das verbraucht viel Strom. „Das Belebungsbecken ist unser Hauptenergiefresser“, erläutert Kläranlagen-Leiter Ahmed El Makhtari. „Durch die effizientere Belüftung sparen wir nun bereits rund 14 Prozent Stromkosten ein.“

Hochwasserschutz im Elektro-Schaltraum nicht ausreichend

Nicht mitgewachsen ist bei allem technischen Fortschritt allerdings das Betriebsgebäude. Der zweigeschossige Bau stammt noch aus den Anfangszeiten, als die Technik längst noch nicht so komplex war wie heute und deutlich weniger Mitarbeiter für den Betrieb gebraucht wurden. Inzwischen platzt das Gebäude aus allen Nähten. „Der Elektro-Schaltraum ist aktuell im Keller untergebracht und damit nicht gut vor Hochwasser geschützt“, erläutert El Makhtari – gerade in Zeiten des Klimawandels und in direkter Flussnähe ist das aber besonders wichtig. Mit einer bloßen Sanierung des Bestands ist es daher leider nicht getan.

In diesem Frühjahr starten die umfangreichen Arbeiten zur Aufstockung des Betriebsgebäudes. Mit dem neuen Obergeschoss in Holzbauweise samt Pultdach, modernster Wärmedämmung und einheitlicher Holzverkleidung wird das Gebäude schon bald nicht mehr wiederzuerkennen sein. Eine Photovoltaikanlage auf dem Dach sorgt für grünen Strom. Die Elektro-Schaltanlage wird erneuert und ins Erdgeschoss verlegt. Auch die Natur soll profitieren: Zusätzliche Nisthilfen unter anderem für die Schleiereule, auf deren Rückkehr man hofft, bieten Vögeln wichtige Schutzräume. Dafür trägt der stellvertretende Kläranlagen-Leiter und NABU-Vogelexperte Wolfgang Kleinheinz Sorge.

Arbeiten bei laufendem Betrieb sind eine Herausforderung

Eine Erneuerung der Heizung ist übrigens nicht nötig, denn das Gebäude wird schon seit 2013 nachhaltig und CO2-neutral völlig ohne Gas oder Öl beheizt: „Für Heizung und Warmwasser setzen wir die Wärme des Abwassers ein, die durch ein Wärmetauschersystem nutzbar gemacht werden kann“, erläutert El Makhtari.

Die Arbeiten sind für die Mitarbeitenden der Kläranlage, aber auch für alle beteiligten Handwerksbetriebe eine echte Herausforderung, denn die Sanierung erfolgt bei laufendem Betrieb, Arbeitsabläufe dürfen dabei nicht unterbrochen werden. Besonders dankbar ist das Kläranlagen-Team den ortsansässigen Landwirten und Anliegern, die teilweise ihre Flächen für die Baustelleneinrichtung zur Verfügung stellen, etwa zum Aufstellen eines Krans. Ohne diese Unterstützung würde alles noch viel komplizierter werden. Nach aktueller Planung sollen die Bauarbeiten bis Oktober 2024 abgeschlossen sein.

Die Gesamtkosten liegen bei rund 1,2 Millionen Euro. Das ist nicht wenig, doch auf Dauer trägt die Modernisierung weiter dazu bei, Energiekosten zu senken und technisch immer am Zahn der Zeit zu bleiben. Das macht sich dann auch bei den Abwassergebühren und damit in den Portemonnaies aller Bürgerinnen und Bürger bemerkbar: In Münster sind die Abwassergebühren – im Gegensatz zu vielen anderen Kommunen – stabil geblieben. „Wir konnten sie zuletzt sogar leicht senken“, betont Bürgermeister Joachim Schledt. Investitionen in die Kläranlage sind also Investitionen zum Wohle aller Einwohnerinnen und Einwohner – damit wir alle auch morgen noch unbesorgt die Klospülung drücken können. (MMR)

Bildunterschrift: Bürgermeister Joachim Schledt, Kläranlagen-Leiter Ahmed El Makhtari und sein Stellvertreter Wolfgang Kleinheinz (v.l.) am Belebungsbecken, im Hintergrund ist das Betriebsgebäude zu sehen, an dem bald die Arbeiten beginnen. Foto: GM/Meike Mittmeyer-Riehl