Hallenbad-Technik nicht auf der Höhe

06.08.2019

- Kategorien: Hallenbad,
Gutachter Thorsten Meyer (Mitte) erläuterte Bürgermeister Gerald Frank, den Mitgliedern von Gemeindevorstand und Bauausschuss sowie den Fraktionsvorsitzenden vor Ort die Situation im Hallenbad. Foto: GM/Meike Mittmeyer-Riehl

Wie berichtet, muss das Hallenbad Münster aufgrund gravierender sicherheitsrelevanter Mängel vorübergehend geschlossen bleiben. Bei einer Begehung stellte der öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige für das Elektrotechnik-Handwerk, Thorsten Meyer, Bürgermeister Gerald Frank, dem Gemeindevorstand, den Fraktionsvorsitzenden und Mitgliedern des Bauausschusses den Umfang der sichtbaren Probleme dar.

Zu bemängeln ist eine Vielzahl von Installationen, die entgegen geltenden DIN-Vorgaben vorgenommen worden waren. Viele davon müssen bereits seit Jahrzehnten bestehen, so der Gutachter, doch in früheren technischen Prüfberichten gab es keine Beanstandungen. Die Gemeinde Münster prüft etwaige Regressansprüche. Derweil richtet sich Bürgermeister Gerald Frank in einem offenen Brief mit einem dringlichen Appell an den hessischen Minister des Inneren und für Sport, Peter Beuth.

Normalerweise würden die Vorbereitungen im Hallenbad Münster derzeit auf Hochtouren laufen, um am kommenden Montag die Tore für Aquakurse, Schwimmunterricht und Breitensport nach der Sommerpause wieder öffnen zu können. Doch die Becken bleiben trocken, eine Öffnung ist aufgrund gravierender Sicherheitsmängel nicht möglich. Bei einer Begehung gemeinsam mit Bürgermeister Gerald Frank und dem elektrotechnischen Sachverständigen der Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main, Thorsten Meyer, haben sich kürzlich Mitglieder des Gemeindevorstandes und des Bauausschusses sowie die Fraktionsvorsitzenden vor Ort ein Bild von der Lage gemacht.

Dabei erläuterte Meyer die wichtigsten Punkte der Mängelliste. „Im Laufe der Jahrzehnte wurden etliche neue Leitungen verlegt, die alten, nicht mehr funktionstüchtigen aber oft nicht zurückgebaut. Viele Änderungen wurden nicht dokumentiert“, schilderte der Gutachter. Es gab auch Hinweise auf mangelnden Brandschutz, der im Detail noch analysiert wird.

Regressansprüche werden geprüft

Fraglich bleibt, weshalb auf die offensichtlichen Mängel in früheren technischen Prüfungen, die regelmäßig durchgeführt wurden, nicht hingewiesen wurde. Ob Regressforderungen gegen die ausführenden Firmen möglich sind, prüft die Gemeindeverwaltung nun mit Unterstützung eines Rechtsanwalts. Aufgrund der Mängel blieb der Gemeinde keine andere Möglichkeit, als den Schwimmunterricht und das Training sämtlicher Schulen, Kindergärten und Vereine sowie alle Kurse, für die bereits über 300 Anmeldungen vorlagen, zunächst bis Ende des Jahres abzusagen.

Wichtig ist es jetzt aber vor allem, in die Zukunft zu blicken. Mitte September – früher ließ es die Auftragslage der Handwerksbetriebe nicht zu – wird eine externe Fachfirma die Technik des Bades auf Herz und Nieren prüfen, um festzustellen, in welchem Umfang sich die notwendigen Instandsetzungsarbeiten im Detail bewegen werden, um den Betrieb wieder aufnehmen zu können. Diese Erkenntnisse dienen dann als Entscheidungsgrundlage für die politischen Gremien, denn eine Entscheidung über die Zukunft des Hallenbades wird nicht in der Verwaltung, sondern in der Gemeindevertretung getroffen.

Auf Münster kommen enorme Kosten zu

Um auf die prekäre Lage des Hallenbades Münster aufmerksam zu machen, hat sich Bürgermeister Gerald Frank in einem offenen Brief an den hessischen Minister des Inneren und für Sport, Peter Beuth, gewandt und ihn nach Münster eingeladen (über diesen Link geht es zum Wortlaut des Briefs). „Etwa 60 Prozent der Zehnjährigen sind keine sicheren Schwimmer. Schon heute haben etwa 25 Prozent der Grundschüler keinen Zugang mehr zu einem Schwimmbad, alle vier Tage schließt ein Bad für immer“, umreißt er darin die düstere Situation vieler kommunaler Bäder.

Münster nimmt als Standort eines der wenigen verbliebenen kommunalen Hallenbäder im bevölkerungsreichen Landkreis Darmstadt-Dieburg eine zentrale Rolle ein. Es zählt jährlich rund 95.000 Besucher, 70 Prozent davon nicht aus Münster, sondern aus der Region. Zudem ist es Austragungsort für den Schulsport von 17 Schulen und wird von Kitas sowie für das Vereinstraining genutzt. Doch die enormen Kosten, die der Erhalt des 60 Jahre alten Baus verursacht, stellen Münster vor eine große Aufgabe.

„Die Schließung unseres Hallenbades nach den Sommerferien hat gravierende  Auswirkungen auf die gesamte Region“, schreibt Frank im Brief an den Minister weiter. „Es zu erhalten und der Öffentlichkeit wieder zur Verfügung zu stellen ist unser großes Ziel. Aber hierzu brauchen wir dringend Hilfe! Darum wende ich mich heute persönlich an Sie, Herr Minister, in der Hoffnung, dass Sie den hohen Wert des Hallenbades in Münster (Hessen) für die gesamte Region anerkennen und einen Weg finden, uns finanziell zu unterstützen. Schließlich muss es auch im Interesse des Landes Hessen liegen, Kinder zu sicheren Schwimmern zu machen, allein schon, um die zuletzt dramatisch gestiegene Zahl tödlicher Badeunfälle zu reduzieren.“

Bildunterschrift: Gutachter Thorsten Meyer (Mitte) erläuterte Bürgermeister Gerald Frank, den Mitgliedern von Gemeindevorstand und Bauausschuss sowie den Fraktionsvorsitzenden vor Ort die Situation im Hallenbad. Foto: GM/Meike Mittmeyer-Riehl