Vergangene Woche Donnerstag hatte die Gemeinde Münster interessierte Bürgerinnen und Bürger in das derzeit geschlossene Hallenbad eingeladen, um sich bei einer Begehung mit Bürgermeister Gerald Frank und Badleiter Helmut Voigt einen Eindruck von der aktuellen Lage machen zu können. Das Interesse war groß: Aufgeteilt in vier Gruppen hatten sich rund 60 Teilnehmer angemeldet.
„Wir wollten den Bürgern ganz transparent offenlegen, wo die Probleme liegen“, erläutert der Bürgermeister. Und nach denen muss man im Technikraum unter den Schwimmbecken nicht lange suchen: Neben den Befunden eines staatlich geprüften Gutachters wurde anhand von Beispielen auch auf Belange des Brandschutzes und der Beschaffenheit des Betons des Schwimmbeckens hingewiesen, die noch gesondert untersucht werden.
Wiedereröffnung im Frühjahr unrealistisch
Ursache für die Mängel sind zum einen neue, strengere gesetzliche Vorschriften, denen die jahrzehntealte Technik nicht mehr gerecht wird. Zwar wurde vor Jahren in eine Hallenbad-Erweiterung samt Saunalandschaft investiert, nicht jedoch in die dringend notwendige technische Ertüchtigung etwa der alten, nicht ausreichend leistungsfähigen Pumpen und der Filteranlage, die die Zufuhr von 30 Litern Frischwasser pro Badegast erfordert.
Derzeit überprüft und dokumentiert eine Fachfirma den Sanierungsbedarf der elektrischen Anlage. Weitere Analysen werden unter anderem für den Betonkörper der Schwimmbecken vorgenommen. Diese Erkenntnisse werden dann als Grundlage für ein Sanierungs- und Modernisierungskonzept dienen. „Wir wollen unser Hallenbad erhalten“, betonte Bürgermeister Gerald Frank bei der Begehung erneut. Dabei müsse man realistisch bleiben – eine Wiedereröffnung im Frühjahr 2020, wie von vielen erhofft, sei nicht zu schaffen.
Förderung des Landes Hessen reicht nicht aus
Wie mehrfach berichtet, konnte das Hallenbad aufgrund eines neuen Gutachtens, das gravierende technische Sicherheitsmängel der elektrischen Anlage offenlegte, nicht wie geplant nach den Sommerferien öffnen. Die Schließung hat Auswirkungen auf den ganzen Kreis, da 17 Schulen, darunter auch vier aus dem Kreis Offenbach, hier ihren Schwimmunterricht abhielten. Bürgermeister Gerald Frank hatte sich in einem Brief an den hessischen Staatsminister des Innern und für Sport, Peter Beuth, gewandt und das Land zum Handeln aufgefordert – schließlich gehört der Schwimmunterricht zum Bildungsauftrag und ist somit Landessache.
Das von der hessischen Landesregierung ausgerufene „Swim“-Förderprogramm sei zwar in der Sache lobenswert, das Volumen aber unzureichend. „Das in diesem Förderprogramm bereitgestellte Geld reicht bei Weitem nicht“, führt Frank aus, „es sieht Zuschüsse von 50 Millionen Euro, aufgeteilt auf fünf Jahre und für ganz Hessen vor. Das sind gerade einmal 10 Millionen Euro pro Jahr für das ganze Land.“ Allein für die Sanierung des Münsterer Hallenbades waren noch vor Bekanntwerden der gravierenden Mängel Kosten in Höhe von rund 2,3 Millionen Euro kalkuliert worden. „Das wird bei Weitem nicht ausreichen“, schätzt der Bürgermeister.
Auf Betreiben von Gerald Frank beschäftigt sich zudem eine Arbeitsgruppe der Bürgermeisterkreisversammlung unter seiner Federführung grundsätzlich mit der Thematik der Erhaltung und des zukunftsfähigen Betriebs der gesamten Bäderinfrastruktur des Kreises von derzeit 14 Frei- und Hallenbädern für 300.000 Einwohner in Darmstadt-Dieburg. Hier gilt es, die finanziellen Lasten auf mehr Schultern zu verteilen.
Bildunterschrift: Bürgermeister Gerald Frank (Mitte) und Hallenbadleiter Helmut Voigt (rechts daneben) erläuterten den Bürgern bei Begehungen im Technikraum des Bades die aktuellen Schwierigkeiten. Foto: GM/Meike Mittmeyer-Riehl