Geschichte hautnah: Feierliche Eröffnung der Dauerausstellung MUNATUR

20.03.2024

- Kategorien: Muna,
Deutsch-amerikanische Freundschaft: Bürgermeister Joachim Schledt (2.v.l.) mit den „Muna-Veteranen“ der US-Army, David Mills (ganz links), Kevin Dunn (Mitte), Scott Fuller (2.v.r.) und Jay Godsey (r.) vor der neuen Ausstellung MUNATUR. Foto: GM/Meike Mittmeyer-Riehl

-Zeitzeugen und US-Veteranen zeigen sich gerührt – Geöffnet für alle vom 21. März bis 27. Oktober immer donnerstags bis sonntags 9 bis 18 Uhr-

Am vergangenen Dienstag ist die neue Dauerausstellung MUNATUR in einer früheren Bunkeranlage in der ehemaligen Munitionsanstalt Muna bei Münster-Breitefeld im Beisein von Zeitzeugen, Projektpartnern, beteiligten Firmen sowie Gästen aus Politik und Gesellschaft feierlich eröffnet worden. Konzipiert wurde sie vom Babenhäuser Büro für Erinnerungskultur und zeichnet die bewegte Geschichte dieses Ortes von der Nutzung als Munitionsanstalt während der NS-Zeit und später der Amerikaner bis hin zum Naturbiotop nach. Anhand eines Zeitstrahls werden in Bild und Text Geschichten erzählt, zusätzlich können Zeitzeugen-Berichte im Originalton per Scan von QR-Codes mit dem Smartphone angehört werden. Auch eine englische Übersetzung aller Texte steht dank Kevin Dunn (früherer Oberstleutnant der US-Army) zur Verfügung.

Konzipiert wurde MUNATUR nicht als Museum, sondern als Dauerausstellung, erläuterten Holger Köhn und Christian Hahn vom Büro für Erinnerungskultur: So gibt es etwa bewusst keine Exponate in Schaukästen, vielmehr soll der Ort an sich eine Wirkung auf die Besucher entfalten und sie können sich dem Thema eigenständig annähern. Durch das offene Konzept (freier Eintritt ohne Aufsicht) wäre es auch schlicht nicht möglich gewesen, Original-Dokumente oder Textilien wie Kleider aus Muna-Seide auszustellen.

US-Veteranen verknüpfen gute Erinnerungen mit Münster

Sichtlich bewegt zeigten sich auch die vier „Muna-Veteranen“ der US-Army. Scott Fuller war sogar eigens für diesen Termin aus Alabama in den USA angereist. Der Wahl-Dieburger Kevin Dunn betonte in seinem Grußwort, dass die Veteranen viele gute Erinnerungen mit Münster verbinden: „Viele erinnern sich noch gut an die Partys in der Starlight-Disco bei Lotti oder die Abende in der Gaststätte Alt-Münster, wo wir in Gesprächen mit Einheimischen unsere Deutschkenntnisse vertiefen konnten.“ Es bedeute ihnen sehr viel, dass die Muna nun als historischer Ort erhalten bleibe und auch zukünftigen Generationen zugänglich gemacht werde. Wo früher Granaten und Patriot-Lenkflugkörper lagerten, reihen sich nun Infotafeln, Bilder und Geschichten aneinander, stetig umweht vom Hauch der Geschichte.

An dieses Bild knüpfte auch Bürgermeister Joachim Schledt in seiner Rede an: „Wir werfen hier jetzt nur noch Bildungsgranaten“, betonte er. „Wir freuen uns auf viele Besucherinnen und Besucher vor allem auch aus jüngeren Generationen, die diese Zeit nicht miterlebt haben.“

Für den Landkreis Darmstadt-Dieburg überbrachte der Erste Kreisbeigeordnete Lutz Köhler Grüße und Glückwünsche des Landrats und betonte die Bedeutung dieses neuen, historischen Ausflugsziels für die gesamte Region. Die gute Zusammenarbeit der Projektpartner und den langen Weg von der allerersten Idee vor zehn Jahren bis zum erfolgreichen Abschluss in diesem Frühjahr hoben Peter Mann (Betriebsleiter Bundeanstalt für Immobilienaufgaben) und Matthias Mähliß (Umweltplanung/Naturschutz DB InfraGO AG) hervor.

Für die Gemeindeverwaltung bedankte sich Sandra Schröbel, Leiterin der Wirtschaftsförderung, die das Projekt federführend betreut hat, bei allen Partnern, Wegbegleitern, Unterstützern und beteiligten Firmen sowie dem Heimat- und Geschichtsverein, der viel zur Ausstellung beigesteuert hat.

Auch Zeitzeugen waren zur Eröffnungsfeier eingeladen. Die 86 Jahre alte Marianne Braun aus Dieburg, deren Mutter in den vierziger Jahren auf der Krankenstation in der Muna gearbeitet hat, zeigte sich sichtlich beeindruckt, was aus ihren beigesteuerten Fotos und Geschichten entstanden ist. „Die Ausstellung ist ganz toll geworden“, so ihr Fazit nach einem Rundgang. Der Name MUNATUR geht übrigens auf einen Ideenwettbewerb zurück, den Janine und Kai Döring mit ihrem Vorschlag für sich gewinnen konnten. Die Symbiose aus den Begriffen „Muna“ und „Natur“ hat die Jury überzeugt.

Blick in die Ausstellung mit Zeitzeugin Marianne Braun. Foto: GM/Meike Mittmeyer-Riehl
Blick in die Ausstellung mit Zeitzeugin Marianne Braun. Foto: GM/Meike Mittmeyer-Riehl

Für die Öffentlichkeit erstmals zugänglich ist MUNATUR ab Donnerstag, 21. März und bis einschließlich 27. Oktober immer donnerstags bis sonntags von 9 bis 18 Uhr, der Eintritt ist frei. Mit diesem letzten Meilenstein des Gemeinschaftsprojekts von Gemeinde Münster, Bundesanstalt für Immobilienaufgaben und Deutscher Bahn endet auch der „Winterschlaf“ des Wisentwaldes, der bereits im vergangenen Herbst eröffnet worden war: Von der Aussichtsplattform aus können zu den genannten Öffnungszeiten wieder Wildpferde und Wisente bestaunt werden.

Ermöglicht wurde „MUNATUR“ dank einer Förderung des Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (LEADER-Programm). Mitfinanziert durch das Land Hessen im Rahmen des Entwicklungsplans für den ländlichen Raum (EPLR 2014 – 2020) und im ELER-Programm des hessischen Ministeriums für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. (MMR)

Bildunterschrift: Deutsch-amerikanische Freundschaft: Bürgermeister Joachim Schledt (2.v.l.) mit den „Muna-Veteranen“ der US-Army, David Mills (ganz links), Kevin Dunn (Mitte), Scott Fuller (2.v.r.) und Jay Godsey (r.) vor der neuen Ausstellung MUNATUR. Foto: GM/Meike Mittmeyer-Riehl