„Fleisch essen ist von gestern“

14.03.2019

Climate Warriors

Am Mittwoch, 27. März 2019 um 19.30 Uhr lädt die Gemeinde Münster zu einem kostenlosen Klimaschutz-Kinoabend in den Kaisersaal ein. Gezeigt wird der Film „Climate Warriors“ von Carl-A. Fechner, der für die Dreharbeiten Klimakämpfer auf der ganzen Welt besucht hat. Der Regisseur wird an dem Abend in Münster dabei sein. Im Interview erzählt er, was wir von streikenden Schülern lernen können, warum eine mächtige Lobby die Energiewende verhindert was wir im Alltag für den Klimaschutz tun können.

Den Trailer zum Film können Sie hier auf Youtube ansehen

Das Interview führte Meike Mittmeyer-Riehl

Gemeinde Münster: Herr Fechner, europaweit gehen derzeit Schülerinnen und Schüler für den Klimaschutz auf die Straße. Ist diese Generation ein neuer Hoffnungsschimmer im Kampf gegen den Klimawandel?

Carl-A. Fechner: Ja, ohne Frage. Die Jugendlichen versprühen einen Elan und zeigen ein Durchhaltevermögen wie nur wenige Protestierende. Sie sind bereit, zivilen Ungehorsam zu leisten und folgen einer klaren, nachvollziehbaren Logik: Was soll ich für meine Zukunft lernen, wenn es keine Zukunft mehr gibt? Diese jungen Menschen üben neuen Druck aus und argumentieren mit ihrem eigenen Leben. Ich habe große Hoffnung, dass sie der Anfang eines globalen gesellschaftlichen Wandels sind.

Sie haben für Ihren Film Kämpfer für das Klima auf der ganzen Welt besucht. Was hat Sie dabei am meisten beeindruckt?

All diese Menschen faszinieren mich, weil sie einerseits eine unglaubliche Energie investieren und von ihrer Sache durch und durch überzeugt sind. Das ist bewundernswert. Gleichzeitig sind sie ganz normale Menschen, die sich auf den Weg machen und tatsächlich die Welt verändern. Das zeigt mir und meinen Zuschauern: Jeder kann und jeder darf mitmachen.

Hatten die Recherchen Einfluss auf Ihr eigenes Leben? Haben Sie Ihren Lebensstil dadurch geändert?

Erneuerbare Energien sind seit 25 Jahren mein beherrschendes Lebensthema. Ich habe früh erkannt, dass sie sauber und sicher sind, bei vielen der weltweiten Konflikte helfen könnten – und dass jeder ganz persönlich davon profitieren kann. Und zwar, indem er seine eigene Energie erzeugt und langfristig viel Geld dabei spart. Heute lebe ich mit meiner Familie in einem Plus-Energie-Haus und fahre seit vier Jahren ein Elektroauto, das ich meist vom Solarstrom auf meinem Dach betanke.

Eine Kernaussage Ihres Films ist: Eine komplette Umstellung auf erneuerbare Energien wäre technisch längst möglich. Warum hapert es an der Umsetzung?

Die Energiewende hat mächtige Gegenspieler: nämlich eine weltweite, gierige Industrielobby, die unglaubliche Mengen Geld mit der Verbrennung von Öl, Gas und Kohle verdient. Sie wehrt sich mit aller Macht gegen eine Umstellung auf dezentrale, erneuerbare Energien, weil dann jeder seine eigene Energie produzieren könnte. Davor haben die Energiekonzerne Angst: Dass sie ihr Monopol bei der Energie-Erzeugung verlieren. Die Erneuerbaren würden zwar unser aller Überleben sichern, aber zerstören ihr Geschäft.

Was sind Ihre drei wichtigsten Tipps für jeden von uns, um im Alltag sinnvoll etwas für den Klimaschutz zu tun?

Erstens: Nutzen Sie eher die Bahn und weniger das Flugzeug, vor allem auf Strecken innerhalb Deutschlands. Zweitens: Schauen Sie genau, woher Sie Ihre Wärme beziehen. Wir reden zwar viel vom Strom, doch den Großteil unserer Energie verbrauchen wir beim Heizen. Drittens: Versuchen Sie, Ihre eigene Energie zu erzeugen. Solarzellen zur Strom-und Wärmeerzeugung können Sie auf nahezu jedem Dach montieren, und  heute rentieren sich solche Anlagen mehr denn je. Auch bei Mietwohnungen gibt es Konzepte. Und falls Sie das noch nicht getan haben, wechseln Sie bitte heute Ihren Stromanbieter zu einem der vier großen ökologischen und vollständig zertifizierten Erzeuger in Deutschland. Und selbstverständlich gilt: Fleisch essen ist von gestern, und sollten Sie ein Auto benötigen, ist das nächste natürlich voll elektrisch!

Zur Person

Carl-A. Fechner, geboren 1953 in Gütersloh, ist Umwelt- und Friedensaktivist, prämierter Regisseur, Autor und Umwelt-Visionär. Seine Filme „Die 4. Revolution“ (2010) mit Hermann Scheer, „Power to Change“ (2016) und „Climate Warriors“ (2018) berichten vom weltweiten Kampf um eine saubere, sichere und gerechte Zukunft durch dezentrale, erneuerbare Energien.

Foto: Fechner Media
Foto: Fechner Media

Zur Veranstaltung

„Climate Warriors“ ist am Mittwoch, 27. März 2019 um 19.30 Uhr im Kino Kaisersaal, Darmstädter Straße 23, zu sehen. Der Eintritt ist frei! Im Anschluss an den Film ist eine Klimazeugen-Ausstellung zu sehen, Regisseur Carl-A. Fechner steht zudem für Fragen und Diskussionen bereit.