Erklärung von Bürgermeister Gerald Frank zu Sturmtief „Fabienne“

25.09.2018

- Kategorien: Leben in Münster,
Bei einem Haus in der Frankfurter Straße fegte der Sturm einen gesamten Dachstuhl weg. Foto: Freiwillige Feuerwehr Münster

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

wir sind am vergangenen Sonntag von einem Wirbelsturm heimgesucht worden, wie wir es in Münster so noch nie erlebt haben. Ich selbst war an dem Nachmittag auswärtig unterwegs und habe einen Anruf von meiner Tochter bekommen, die zu Hause war und sich Sorgen gemacht hat. Ich habe mich dann sofort auf den Rückweg nach Münster begeben, was gar nicht so einfach war, denn auf der B45 hat sich der Verkehr vor der Ausfahrt Breitefeld weit zurückgestaut. Mittlerweile war die Feuerwehr schon dabei, die Straßen von umgestürzten Bäumen zu befreien. Gemeinsam mit Gemeindebrandinspektor Florian Kisling bin ich bis in die Nacht hinein und am nächsten Tag durch den Ort gefahren, um mir ein Bild vom Ausmaß der Zerstörung zu machen: Überall herabgestürzte Dachziegel, umgeknickte Verkehrsschilder und Bäume, die wie Streichhölzer durchgebrochen sind.

Große Schäden gab es vor allem in der Frankfurter Straße Ecke Odenwaldstraße, wo ein gesamter Dachstuhl vom Sturm regelrecht weggefegt und das Haus unbewohnbar wurde. Im Haus der Gaststätte „Alt Münster“ an der Altheimer Straße Ecke Frankfurter Straße ist ein Schornstein herabgestürzt, in der Goethestraße ein riesiger Baum auf ein Haus gekippt, den die Feuerwehr beseitigen musste. In der Kirchstraße Altheim hat ein abgeknickter großer Baum den Dachstuhl eines Hauses erheblich beschädigt. Dramatisch war die Lage auch im Neubauviertel „Am Seerich“. Bei einem Rohbau, an dem gerade das Erdgeschoss gemauert worden war, sind alle Mauern umgekippt. In einem bereits bewohnten Haus wurde durch die Wucht des Sturms ein Dachziegel durch die Fensterscheibe ins Innere gedonnert. Das Dach der John-F-Kennedy-Schule hat so sehr gelitten, dass am Montag sogar der Unterricht ausfiel.

Auch an den gemeindlichen Gebäuden sind Schäden zu beklagen: Beim Bauhof ist das Dach eines Nachbargebäudes aufs Schiebetor gefallen und Solarzellen wurden beschädigt, am Rathaus sind einige Ziegel heruntergefallen und einer der großen, sehr alten Bäume auf dem Rathausplatz wurde stark beschädigt. Schäden gibt es auch am Feuerwehrhaus und am Kulturhallen-Dach. Auf dem Friedhof Münster sind etliche der größten und ältesten Bäume umgestürzt. Angesichts all dieser Meldungen grenzt es nahezu an ein Wunder, dass es zumindest nach unserem Kenntnisstand keine Verletzten gegeben hat. Die Bewohner, mit denen ich gesprochen habe, waren erstaunlich ruhig und positiv: Alle waren froh, dass es nur Sachschäden gab. Bei allem haben wir also großes Glück gehabt.

Im gesamten Landkreis waren insgesamt 800 freiwillige Feuerwehrleute im Einsatz, bei uns in Münster allein waren es 200. So ein Aufgebot hat es hier noch nie gegeben. Unterstützung kam von den Freiwilligen Feuerwehren aus Dieburg, Eppertshausen, Roßdorf, Reinheim, Ober-Ramstadt, Pfungstadt, Höchst, Rodgau, Obertshausen und der Werkfeuerwehr Merck sowie von den Technischen Hilfswerken Groß-Umstadt, Pfungstadt und Michelstadt. Die Johanniter Unfallhilfe Dieburg hat die Verpflegung für die ganze Mannschaft übernommen und unser DRK-Ortsverein Münster hat, unterstützt von Eppertshausen, den Sanitätszug gestellt.

Mein größter Respekt und tiefer Dank gilt unserer Freiwilligen Feuerwehr und unserem Gemeindebrandinspektor Florian Kisling sowie allen Einsatzkräften aus Münster und der Umgebung, die uns in dieser extremen Situation geholfen haben. Auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Bauhof und Verwaltung, die die Aufräumarbeiten unterstützt haben und noch einige Wochen mit  den Folgeschäden zu tun haben werden, möchte ich herzlich danken. Ich habe mich auch sehr darüber gefreut, dass Landrat Klaus Peter Schellhaas und Bürgermeister Frank Haus aus Dieburg gekommen sind, um ihre Unterstützung anzubieten.

In den Gesprächen mit Betroffenen habe ich auch von der großen Solidarität und Hilfsbereitschaft in der Nachbarschaft erfahren: Man unterstützte sich gegenseitig, bot Hilfe, Werkzeug und Material an. Das ist für mich ein gutes Zeichen, dass diese Gesellschaft zusammenhält, wenn es hart auf hart kommt. Da mit Unwetterlagen wie dieser in Zeiten des Klimawandels häufiger gerechnet werden muss, sollte Sturmtief „Fabienne“ für uns alle Anlass sein, den Baumbestand auf Privatgrundstücken kritisch zu prüfen und sich gegebenenfalls dazu entscheiden, Bäume zu kappen oder zu fällen.

Übrigens: Eine Förder-Mitgliedschaft bei der Freiwilligen Feuerwehr Münster kostet nur 16 Euro im Jahr. Ein überschaubarer Beitrag für einen Dienst an der Gemeinschaft von unschätzbarem Wert. Natürlich kann man sich der Feuerwehr auch als aktives Mitglied anschließen. Kinder können in der Jugendfeuerwehr schon früh Verantwortung und Gemeinschaft lernen – Werte, die ihnen in ihrem gesamten weiteren Leben von Nutzen sein werden.

Ihr
Gerald Frank
Bürgermeister

Bildunterschrift: Bei einem Haus in der Frankfurter Straße fegte der Sturm einen gesamten Dachstuhl weg. Foto: Freiwillige Feuerwehr Münster