Wie möchten wir in Zukunft wohnen? Was fehlt im alten Ortskern und mit welchen Angeboten kann er aufgewertet werden? Fragen wie diese standen im Fokus des ersten Bürgerworkshops im Rahmen des Projekts „AktVis“ (Aktion gemeinsame Vision) am vergangenen Samstag. Über 70 interessierte Bürger diskutierten mit und brachten viele wertvolle Anregungen mit ein, die nun in die nächste Projektphase mit einfließen.
Der alte Ortskern zwischen Dammstraße, Hintergasse und Austraße steht im Fokus des Projekts „AktVis“ (Aktion gemeinsame Vision), finanziert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung. Gemeinsam mit Eigentümern, Anwohnern und interessierten Bürgern sammeln die Gemeinde Münster, die TU Darmstadt und das Fraunhofer IGD Ideen, wie die Altstadt – und mit ihr ganz Münster – fit und attraktiv für die Zukunft gemacht werden kann.
Dass das Interesse an einer aktiven Mitgestaltung der Ortsentwicklung sehr groß ist, zeigte die große Resonanz auf den ersten AktVis-Bürgerworkshop am vergangenen Samstag. Über 70 Münsterer folgten der Einladung der Gemeinde in den Sitzungssaal des Rathauses, um an fünf Thementischen miteinander ins Gespräch zu kommen.
Teilnehmer diskutieren in Gruppen
In Gruppen diskutierten die Teilnehmer nach einer kurzen Einführung durch Bürgermeister Gerald Frank und Professor Hans Joachim Linke von der TU Darmstadt an den fünf Stationen verschiedene Fragestellungen. Im Rotationsverfahren wanderten die Grüppchen weiter, sodass im Laufe des Nachmittags jeder Besucher an jeder Station seine Ideen einbringen konnte.
Erste Station war der Multitouch-Tisch – das ist eine Art großer Tablet-PC – an dem die Münsterer Altstadt als 3D-Modell dargestellt werden kann. Hier konnten die Besucher ihrer Kreativität freien Lauf lassen, konnten Gebäude virtuell verschieben oder neu entstehen lassen und sich so einen Eindruck verschaffen, was theoretisch alles möglich wäre im alten Ortskern. An Station 2, betreut von Umweltingenieurin Anne Wenzel, tauschten sich die Teilnehmer zu der Frage „Wie möchten wir leben?“ aus.
Besonderes Augenmerk wurde auf die Themen Wohnen im Alter und alternative Wohnformen gelegt. Eine Umfrage in der Altstadt, die die TU Darmstadt im November vergangenen Jahres durchgeführt hatte, hatte ergeben, dass die meisten Wohnhäuser in der Altstadt nicht barrierefrei sind. Ein altengerechter Um- oder Ausbau wird daher für viele Anwohner in den nächsten paar Jahren ein großes Thema werden.
Wunsch: Mehr Dialog zwischen den Generationen
An Tisch 3 diskutierten die Bürger mit Olaf Burmeister-Salg, Leiter der Wirtschaftsförderung bei der Gemeinde Münster, die Frage: „Was fehlt im alten Ortskern?“ Die Teilnehmer regten unter anderem an, den Brunnenplatz in der Bachgasse als Aufenthaltsort aufzuwerten, im Quartier mehr Angebote für Jugendliche zu schaffen und über einen Mehrgenerationenspielplatz Begegnungsmöglichkeiten über alle Altersgrenzen hinweg einzurichten. An Station 4 wurden unter der Moderation von Juliane La Meir von der Bauabteilung der Gemeinde die schönsten und unschönsten Plätze in Münster besprochen, Tisch 5, betreut von Professor Linke, hatte die Verkehrssituation im Blick.
Alle Ideen und Anregungen wurden auf Plakaten und Stadtplänen festgehalten und bilden die Grundlage für die nächste Projektphase. In einem weiteren Schritt wird dann diskutiert, welche Vorschläge das Potenzial haben, in einen möglichen künftigen Bebauungsplan, ein Gestaltungssatzung oder in allgemeines Verwaltungshandeln einzufließen.
„Ich freue mich über die rege Teilnahme und das große Interesse an unserem Workshop zur Ortsentwicklung“, blickt Bürgermeister Gerald Frank auf die Veranstaltung zurück. „Wir konnten viele wertvolle Vorschläge sammeln. Ich lade alle Bürger auch weiterhin dazu ein, mit uns im Dialog zu bleiben und ihre Ideen in das Projekt einzubringen, denn die Diskussion geht weiter.“ Für Mitte des Jahres ist ein weiterer, noch mehr auf die Entwicklung der Altstadt spezialisierter Bürgerworkshop geplant. Der Termin wird noch rechtzeitig bekannt gegeben.
Infos
Mehr zu „AktVis“ finden Sie im Internet auf www.aktvis.de. Der Multitouch-Tisch steht für 14 Tage im Rathausfoyer und kann zu den allgemeinen Öffnungszeiten von allen Interessierten ausprobiert werden.
Bildunterschrift: An fünf Tischen diskutierten die über 70 Workshop-Teilnehmer verschiedene Themenschwerpunkte, hier am Tisch von Umweltingenieurin Anne Wenzel (Mitte) die Frage „Wie möchten wir wohnen?“ Bürgermeister Gerald Frank brachte sich an allen Thementischen in interessante Unterhaltungen ein. Foto: Martina Dettweiler