Der Vize-Bürgermeister

24.08.2021

- Kategorien: Leben in Münster,

Was macht eigentlich der Gemeindevorstand? In loser Folge stellen wir die Mitglieder des höchsten Gremiums der Gemeinde Münster vor. Zum Auftakt: Norbert Schewe, Erster Beigeordneter und damit Stellvertreter des Bürgermeisters.

Norbert Schewe (76) ist ein echter „alter Hase“ der Münsterer Kommunalpolitik. 1972 begann der Altheimer sein politisches Engagement in der Kommission für Sport und Kultur, ab 1976 gehörte er – von einer kurzen Unterbrechung abgesehen – durchgängig der Gemeindevertretung an. Im Juli 1997 wechselte er als Nachrücker für Herbert Hackel in den Gemeindevorstand. Dort ist er kommendes Jahr seit einem viertel Jahrhundert aktiv.

Von 1997 bis 2016 und nun wieder seit Mai 2021 ist Schewe zudem Erster Beigeordneter und damit offizieller Stellvertreter des mittlerweile dritten Bürgermeisters, den er in dieser Funktion vertritt und unterstützt. Zudem repräsentiert er die Gemeinde im Zweckverband ZVG. Lange Zeit war er auch zusätzlich beim ZAW und im Sparkassenzweckverband. Die Kommunalpolitik liegt ihm wohl einfach im Blut, denn schon sein Vater Karl Schewe engagierte sich über viele Jahrzehnte für seinen Heimatort Altheim und nach der Eingemeindung anfangs auch in der Münsterer Gemeindevertretung.

Ein verantwortungsvolles Ehrenamt

Entsprechend routiniert wirkt Norbert Schewe an diesem Tag im August am Schreibtisch von Bürgermeister Joachim Schledt, der sich gerade im wohlverdienten Urlaub befindet. Der Verwaltungsbetrieb läuft natürlich trotzdem weiter: Anrufe kommen rein, Dokumente müssen unterzeichnet und Termine besucht werden. Eine verantwortungsvolle Aufgabe, die der Erste Beigeordnete ehrenamtlich erfüllt. Die Corona-Pandemie hat zwar auch hier vieles verändert – so finden aktuell Geburtstags-Besuche noch nicht persönlich statt – doch genug zu tun gibt es dennoch allemal. Schließlich ist der Erste Beigeordnete bei Abwesenheit des Bürgermeisters vorübergehend Chef der Verwaltung.

Geplante Abwesenheiten wie Urlaube werden vorab gemeinsam gründlich vorbereitet, schildert Schewe. Aber natürlich kann auch immer etwas Unvorhergesehenes passieren. „Wenn es etwas zu entscheiden gibt, dann muss ich das tun“, sagt der Vize ganz pragmatisch. Der Erste Beigeordnete ist aber auch bei Anwesenheit des Bürgermeisters gefragt, denn oft fallen Termine zusammen und auch ein Verwaltungschef kann sich nicht teilen.

Das anspruchsvolle Ehrenamt mit einer Vollzeit-Berufstätigkeit unter einen Hut zu bringen, war nicht immer ganz leicht, weiß Schewe aus eigener Erfahrung: Er hat früher nach seinem Studium als Diplom-Ingenieur beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle in Eschborn gearbeitet. Zwar ist ein Arbeitgeber dazu verpflichtet, seine Angestellten für die ehrenamtliche Tätigkeit in einem Gemeindegremium freizustellen. „Aber das alles zu organisieren, war oft schwierig“, blickt er zurück. Jetzt, im Ruhestand, ist das deutlich einfacher geworden.

Aber Norbert Schewes Terminkalender ist auch heute noch gut gefüllt, denn er ist ein absoluter Vereinsmensch und ehrenamtlich äußerst aktiv: Seit 60 Jahren ist er Organist in der evangelischen Kirchengemeinde Altheim, ebenso lange singt er im Gesangsverein. „Viele Jahre spielte ich auch im Blasorchester der Freiwilligen Feuerwehr Altheim, bin heute aber nur noch passives Mitglied der Feuerwehr. Im Posaunenchor spiele ich auch jetzt noch.“ Lange Zeit war er zudem im Kirchenvorstand sowie in der Dekanats- und Kirchensynode aktiv, „aber das wurde dann irgendwann zu viel.“  Schließlich wollen auch seine zwei Enkelkinder, fünf und acht Jahre alt, noch was von ihrem Opa haben.

„Man wird überall anerkannt“

Trotz aller Herausforderungen erfüllt Norbert Schewe seine Aufgaben als Erster Beigeordneter nach wie vor gerne und ermutigt auch jüngere Menschen, sich in einem Gremium wie der Gemeindevertretung zu engagieren. „Man erfüllt auch eine repräsentative Aufgabe, man ist ein offizielles Gesicht der Gemeinde und wird überall anerkannt“, schildert er. Die Kommunalpolitik, die uns alle am meisten betrifft, wird nämlich nicht in Wiesbaden oder Berlin gemacht – sondern hier bei uns vor Ort. (MMR)

Info-Box: Der Gemeindevorstand

Der Gemeindevorstand ist das Verwaltungsorgan einer Gemeinde, in Städten heißt dieses Gremium Magistrat. Es setzt sich zusammen aus dem/der Bürgermeister/in sowie weiteren Mitgliedern, die von der Gemeindevertretung (also dem „Parlament“ einer Kommune) gewählt werden. Die Mehrheitsverhältnisse der Parteien spiegeln sich somit i.d.R. auch im Gemeindevorstand wider. In Münster besteht der Gemeindevorstand aus Bürgermeister Joachim Schledt plus fünf Personen: Norbert Schewe (CDU), Peter Waldmann (CDU), Ernst Soer (SPD), Jan Stemme (ALMA/Die Grünen) und Albert Matheis (FDP). Der Gemeindevorstand führt die Geschäfte der Verwaltung entsprechend den Beschlüssen, die in der Gemeindevertretung gefällt werden, hat in einigen Bereichen aber auch eigene Entscheidungskompetenzen, zum Beispiel bei Personalangelegenheiten. Da es oft um datenschutzrechtlich sensible Inhalte geht, tagt der Gemeindevorstand stets nicht-öffentlich. In den öffentlichen Gemeindevertretersitzungen sind die Mitglieder des Gemeindevorstands zwar anwesend, haben jedoch kein Stimmrecht.

Bildunterschrift: Der Erste Beigeordnete Norbert Schewe vertritt den Bürgermeister bei Abwesenheit und muss dann all seine Aufgaben übernehmen – ein äußerst verantwortungsvolles Ehrenamt. Foto: GM/Meike Mittmeyer-Riehl